FLUSSBAD OETTINGEN 2015
3. Preis

LANDSCHAFTSRAUM INSEL
Die Insel Mühlespan ist ein Ort mit entrückter Lage und wunderbaren Qualitäten. Als Landschaftspark sind dessen Bestandteile jedoch teils unklar geworden – ein Edelstein, der etwas nachgeschliffen werden sollte. Die prägenden Bestandteile Fluss, Baumbestand mit Haincharakter, fragmentarische Baumreihen und offene Wiesen und Lichtungen sind das Repertoire, das nicht grundsätzlich verändert, sondern geschärft werden sollte.
Das Mittel dazu sind die Ränder die als Nahtstellen wichtig sind.
Aus dem Baumschatten heraus ins Weite einer Lichtung oder Flusses zu blicken, ist eine besondere Qualität, die momentan noch nicht voll genutzt wird. Die Nahtstellen werden daher reagierend auf den Baumbestand mit Jurasteinbändern gefasst, die partiell als Sitzmauer mit Jurasteinblöcken räumlich werden. Das „landschaftliche“ Material kann mit einfacher Fundamentierung baumverträglich und kostengünstig gesetzt werden. Die Lichtungen erhalten so einen inszenierten Rand, die Bänder dienen gleichzeitig als Grenze, um den Raum im Hain als wassergebundene Decke zu fassen.
Verunklärende Einzelbäume in den Lichtungen sowie einzelne Nadelbäume und Bäume in zu dichter Stellung werden dazu selektiv entnommen, so dass die inneren Weiten ebenso wie die Baumkulissen der Insel noch klarer werden.

FUNKTIONSBEREICHE
Einzelne Einrichtungen wie Wildgehege und Minigolf stören derzeit den großzügigen landschaftlichen Charakter vor allem durch ihre Einzäunungen, die dem zentralen Zugangsraum und Wegen viel zu nahe kommen und zudem von minderer Qualität sind.
Beim Wildgehege wird ein Rücksetzen des Zaunes vom mittigen Hauptweg und vom Entree vorgeschlagen, beim Minigolf sollte er ganz entfallen.Je nach Budget wäre eine Verlagerung der Minigolfanlage nach Süden, weg vom freien Landschafstraum der Inselmitte, sinnvoll und sollte bei notwendiger Erneuerung langfristig vollzogen werden.
Die Kneippanlage wird durch eine Rahmung mit einem Heckenrondell landschaftlich eingebunden und erhält eine ihr angemessene Raumumhegung.

FLUSSBAD
Das Flußbad zeichnet sich derzeit durch eine hohe Gunst der Lage und landschaftlichen Einbindung ebenso aus wie durch eine eher heterogene, additive Setzung von Funktionsfeldern aus.
Der Entwurf setzt die Wörnitz als zentrales Becken in die Mitte der Anlage, Nutzung und Gestaltung. Der zentralen Rolle, die das Wasser ja ohnehin hat, werden entsprechend leistungsfähige Kontaktzonen angelagert, die bisher fehlen.
Der spannendste und privilegierteste Ort im Bad ist der Beckenrand, das Ufer, die Kante des Überganges vom einen Element ins andere, der Ort, an dem beide Erlebnis– und Sozialräume im Blick sind. Die derzeitigen Zugänge sind eher punktuell, die betonierten Wehrköpfe teilweise marode.
Ansetzend an den Wehrköpfen werden diese neu gefasst und mit großen Sitzstufen zum Wasser oder einer neuen Kante baulich und gestalterisch neu gefasst. Die Zugangstreppen aus Metall erfüllen weiterhin ihre Funktion. An den Gegenufern entstehen Pendants dazu, so dass die Wörnitz als zentraler Aktivraum auch in der Mitte der Zonen mit Aufenthaltsqualität liegt. Die Zonierung zu den dahinterliegenden Wiesen bleibt logisch, jeder Teilbereich um die Wehrgabelung erhält einen attraktiven, angemessenen Zugang.
Das Wasser wird wie ein Rohdiamant im zentralen Bereich neu gefasst. Die Neugestaltung umfasst einzelnen integrierte Holzplattformen, die die Nutzbarkeit des bei Übergangswetter und noch feuchten Wiesen insgesamt stark verbessern.

KLEINE WEHRINSEL
Die urwaldartig dicht bewachsene Insel stellt einen kleinen, aber besonderen Punkt dar, der analog zum Gesamtkonzept mit zwei Stegen zum Wasser aufgewertet werden kann, die Aussicht und Aufenthaltsmöglichkeit bieten. Auf der Wehrseite könnten Sitze aus massiven Natursteinen mit kompakten, überströmbaren Edelstahlhandläufen als Wasserfallsitze eine aufregende kleine Ergänzung und Naturmassage bieten und durch den Steg erschlossen werden.

EINGANGSGEBÄUDE
Die Setzung des Eingangsgebäudes ist an ihrer jetzigen Position sinnvoll und richtig. Der Freibadbereich wird so deutlich von der offenen Insel abgegrenzt.
Ausgangspunkt für die Entwicklung des Eingangsbaukörpers ist der Kiosk, der in seiner Substanz erhaltenserhaltenswert ist, in seiner jetzigen Erscheinung aber so gar nicht in das Ensemble passen will. Er wird in das bauliche Konzept der Neuplanung des Eingangsgebäudes integriert.
Das bestehende Satteldach wird hierfür zurückgebaut und die Fassade gestalterisch überformt. Die weiteren Funktionen gliedern sich in sinnvoller Anordnung an. Eine Dachscheibe fasst die entstehenden Volumen zusammen und organisiert sie zu einem Gebäude mit klar ablesbaren Öffnungen, Orientierungen und Durchblicken. Die Dachscheibe selbst besteht aus einem extensiv begrünten Flachdach, das sich von der Höhenentwicklung her zurücknimmt, wodurch der Eindruck von Leichtigkeit und Durchlässigkeit unterstrichen wird.
Der vegetative Belag wird dem naturnahen Charakter des Bad- und Inselkonzepts gerecht. Die Konstruktionen der Wände bestehen aus Holz. Der Sockelbreich ist unempfindlich gegen die temporäre Durchnässung ausgeführt. Der Kiosk funktioniert weiterhin sowohl in Richtung Freibad als auch in Richtung Insel mit seinen Ausgaben und Freibereichen.
Ein Lager, das direkt vom Kiosk aus betreten werden kann bildet gleichzeitig den Rücken für das zusätzliche Angebot eines überdachten Gastbereichs. Dieser ermöglicht eine Bewirtung auch bei widrigen Witterungsverhältnissen. Diese freundliche, einladende Einnischung zieht sich fließend in den Kassenbereich fort. Vom Kassenplatz aus kann man die gesamte Eingangssituation mit Gastrobereich, Schließfächern und Minigolfplatz überblicken.
Der WC-Kern orientiert sich sowohl zum Freibad als auch zur Insel hin und stellt die sinnvolle Konsequenz aus den entstehenden Anforderungen des zentralen Eingangs- und Gastronomiegebäudes dar. Die Nähe der WCs zum Bewirtungsbereich ist aus funktionaler Sicht, die Bündelung aller Sanitäranlagen aus technischer Sicht sinnvoll. Das bestehende WC-Häuschen muss aber nicht zwangsweise sofort abgebrochen werden und kann für den Freibadbetrieb parallel noch weitere Jahre zur Verfügung stehen.
Durch den Abbruch des bestehenden Eingangsgebäudes fallen Mietkabinen weg. Diese finden am süd-östlichen Gebäudeende wieder Platz. Eine Erweiterung der Struktur in diese Richtung zur Schaffung zusätzlicher Kabinen ist denkbar und bei Bedarf technisch einfach umsetzbar.

BRÜCKE
Die Qualität des Flussbades besteht aus seinen Ausblicken und den Bezügen zum Wasser. Die Brücke soll als integraler Bestandteil des Konzepts nicht nur Zweckbau, sondern ein verschiedene Bereiche verbindendes Gestaltungselement des Freibades sein. Sitzblöcke zonieren den südwestlichen Teil als Gehbereich, während die badzugewandte Nordostseite eine weiteres benutzbares Badeufer in Form einer Bade- und Liegeplattform darstellt. Sie bietet somit Aufenthaltsqualität, Zugang zum Wasser, Aussicht auf den gesamten Badebereich und fasst das „Badebecken“ an seiner südlichen Seite. Die Brücke schafft so bei sehr geringem Mehraufwand einen hohen Mehrwert.

UMKLEIDEKABINEN
Da die Umkleidekabinen sukzessive erneuert und ergänzt werden sollen, muss der Spagat gelingen einerseits auf die bestehenden Kabinenhäuschen zu reagieren, andererseits gestalterisch die Sprache der neuen Gesamtkonzeption zu sprechen. In Funktion, Dachneigung, Höhe und Grundfläche orientiert sich die Neuplanung an den bewährten Bestandskabinen. Somit kann Alt und Neu nebeneinander stehen ohne zu fremdartig zu wirken. Jedes Modell zeigt jedoch ehrlich welcher Bauzeit es angehört. Die Konstruktion der neuen Badkabinenhäuschen folgt den Regeln des modernen Holzbaus. Statt die vielen einzelnen Bauteile zum Aufstellort zu transportieren und vor Ort kompliziert zu montieren, kann die Fertigung ganzer Elemente, wie Wände und Dach mit zeitgemäßen Holzwerkstoffen präzise und witterungsunabhängig in der Werkhalle geschehen. Nur die Endmontage erfolgt dann noch vor Ort. Der Transport zum Aufstellort erfolgt dann entweder als fertiges Häuschen oder zumindest in kompletten Bauelementen.

VERTIEFUNGSBEREICH SÜD – IDEENTEIL
Die brachliegende Fläche an der Einmündung des Mühlarms ist eine flussnahe, ruhig gelegene Fläche mit hohem Potential. Im Kontext Camperstellplatz / Erholungsraum Insel ( und dem ev. angedachten Campingplatz) wäre es ein guter Standort für einen Jugendzeltplatz / Gruppenzeltplatz. Für Vereine und Gruppen oder auch Einzelreisende mit Zelt (Fahrradtourismus) wäre es ein hoch attraktiver Standort.
Das angedachte Gebäude liegt an der Nahtstelle zwischen Festplatz / Camperstellplatz und Jugendzeltplatz und kann beide Bereiche bedienen.
Ein exaktes Raumprogramm wäre noch zu entwickeln. Daneben ist die Lage an der Wörnitz geeignet, für Kanu oder Rudersport eine Einrichtung / Bootshaus dort vorzusehen. Der Lage im Hochwasserraum angemessen wäre hier eine eher offene Stützenkonstrktion vorzusehen. Zwischen allen angedachten touristischen Nutzungen entwickeln sich Synergieffekte.
Das eingeschossige Campinggebäude erfüllt mehrere Anforderungen. Es orientiert sich sowohl zum Festplatz als auch zum vorgeschlagenen Campingplatz und nimmt verschiedene Funktionen auf. Es kann sowohl für den organisatorischen Ablauf von Camping- und Wohnmobiltourismus als auch für unterschiedliche Veranstaltungen, z.B. in Verbindung mit dem Volksfest dienen. Das Gebäude schafft in Verbindung mit den angedachten angrenzenden Nutzungen einen touristischen Anziehungspunkt durch die Bereitstellung einer funktionierenden Infrastruktur.

AUSLOBER
Stadtsanierung Oettingen i. Bay. „Soziale Stadt“

WETTBEWERBSART
Landschaftsplanerischer Ideen- und Realisierungswettbewerb
„Neugestaltung des Flussbads und der Wörnitzinsel Mühlespan“

LANDSCHAFTARCHITEKTUR
Harry Dobrzansky